Donnerstag, 22. September 2005

Burnout – Bin ich gefährdet?

„Jahrzehntelang galt Burnout als typisches Zeichen der Überforderung von Lehrkräften, Krankenpflegern, Sozialarbeiterinnen oder allenfalls Polizisten. Inzwischen belegen wissenschaftliche Studien, dass Burnout unter Managern grassiert und neuerdings auch Politiker betroffen sein können.
Im Rahmen seiner Studie konnte Hans Kernen* einerseits die drei Komponenten von Burnout bestätigen, die aus der Forschung bekannt sind.

Es sind dies:
• Emotionale Erschöpfung, das Gefühl der Überforderung
• Depersonalisierung in der Form einer von Zynismus geprägten Einstellung gegen-über Personen, mit denen man beruflich zu tun hat
• Das Gefühl, nicht mehr leistungsfähig zu sein

Hans Kernen interessiert sich primär für die ressourcefördernden Kräfte, die besonders wirksam sind, um Burnout verhindern zu helfen.

Es sind dies:
• Persönliche Ressourcen: Also das Gefühl, den dauernden Herausforderungen gewachsen zu sein. Dies gilt vorrangig für die Gesundheit. Von grosser Bedeutung ist auch die soziale Unterstützung.
• Arbeitsbezogene Ressourcen: Hier ist unter anderem wichtig, dass das Individuum einen angemessenen Entscheidungs- und Kontrollspielraum hat und die Arbeit ein ausreichendes Lernpotenzial bietet.
• Unternehmensbezogene Ressourcen: Hier sind das Sozialverhalten der Vorgesetzten und das Klima unter Kollegen relevant. Wichtig ist aber auch, dass es weder zu Über- noch zu Unterforderung bei der Arbeit kommt, sondern dass positive Herausforderungen die Leistungserbringung unterstützen.

Bei einem drohenden Burnout gilt es, in einer ersten Phase das soziale Netz - privat wie beruflich - einzubeziehen. In einem zweiten Schritt kann auch nach den Ursachen geforscht werden: Habe ich vielleicht einen zu hohen Ansporn an mich selbst oder liegen eher zu starke Stressoren im Arbeitsfeld vor? In einer dritten Phase kann dann wenn nötig eine Fachperson beigezogen werden.

Verspüre ich bereits Anzeichen?
Klage ich über Kopfweh, Magen-Darm-Probleme, Muskelverspannungen. Bluthochdruck oder Schlafstörungen?

Gehöre ich allenfalls zu folgender Gruppe?
Von besonderer Ironie ist dabei, dass eigentlich nur sehr Engagierte und Leistungsfähige von Burnout betroffen sein können. Menschen also, die daran zu grunde gehen, dass sie die idealistischen Vorstellungen, die sie von ihrer Arbeit haben, über längere Zeit nicht in dem Masse umsetzen können, wie sie das wünschen.“

... Sozialkompetenz ist nicht angeboren

Die Psychologin Hanna Aschenbrenner äussert sich zum Unterschied Sozial-kompetenz und Führungskompetenz. Sie bezeichnet die Sozialkompetenz als Unterkategorie von Führungskompetenz, neben der eigentlichen Fachkompetenz und der Selbstkompetenz wie Flexibilität, Entscheidungsfreude oder Selbstreflexion.
Unter Sozialkompetenzen verstehen wir Fähigkeiten, die wichtig sind in der Beziehung mit andern, wie zum Beispiel kommunikative Fähigkeiten: Zuhören, etwas klar verständlich herüberbringen, auf andere eingehen können oder Konflikt- und Teamfähigkeit.
Sozialkompetenz muss man lernen, man muss sie entwickeln! Wie steht es mit der Sozialkompetenz von Führungspersönlichkeiten. Ist diese genügend? Schon Pesta-lozzi erkannte: Führen hat mit Kopf, Herz und Hand zu tun. Führen kann man aber nur über das Tun lernen: in Trainings, im Alltag, im Coaching. Ohne den Einbezug der Ressource Mensch kann jedoch ein Unternehmen nicht funktionieren. Was sich in der Basis so äussern wird: Mein Chef nimmt mich wichtig, er ist bereit, sich für mich einzusetzen.
Was in der Personalentwicklung mit Schulung in sozialer Kompetenz geleistet wird, nannte man früher einfach Führungsschulung. Weil heute die Mitarbeitenden eigenverantwortlicher und generell anspruchsvoller sind, verstärkt sich der Druck aufs Management. Deshalb braucht es neben einer fundierten Fachausbildung auch eine Ausbildung in Führung.
Und vergessen wir nicht: Der Führungsstil muss zur betreffenden Organisation und zur Aufgabe passen. Mitwirken heisst ja auch, Mitverantwortung zu übernehmen, und das ist nicht von heute auf morgen machbar und auch nicht in jedem Fall möglich.

.... eine Kurzgeschichte zum Schmunzeln

Reich, ohne es zu wissen

In einem kleinen Dorf wohnt eine ältere, arme Frau. Ihr Sohn ist vor Jahren nach Amerika ausgewandert. Regelmässig schreibt er ihr. Eines Tages erhält die Frau Besuch vom Lehrer im Dorf. Sie zeigt ihm freudig die Briefe des Sohnes und auch die hübschen „Bildchen“, die der Sohn seinen Briefen beigelegt hat. Es sind zwar immer die gleichen Bilder, die da den Briefen beigelegt sind. Aber seine Mutter freut sich daran. „Frau“, sagt der Lehrer, „das ist doch Geld. Das sind amerikanische Dollarnoten. Sie sind reich und wissen es gar nicht!“

alcastella

Verein ehemaliger Studierender der FHS Soziale Arbeit St. Gallen

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