aus dem Berufsalltag ...

Donnerstag, 9. August 2007

Einzigartig

Arbeit ist im Leben aller Menschen sowohl in sozialer wie auch in existenzieller Hinsicht ein wichtiger Faktor. Im Einsatzprogramm “Transmet“ finden Stellensuchende einen sinnvollen temporären Arbeitsplatz. Das Ziel dieses Programms ist die Reintegration in den Arbeitsmarkt.
Das Ergebnis dieser Arbeitseinsätze sind qualitativ hochstehende Metall- und Holzprodukte. Mit Ihrem Kauf machen Sie sich und andern eine Freude und unterstützen zugleich dieses sinnvolle Projekt.
www.transmet.ch

Montag, 16. Oktober 2006

Tage wie dieser ...

es gibt sie überall, jeder kennt sie ... Tage wie dieser ...
da kommt man einfach nicht in die Gänge, man hätte soooo viel zu tun und packt es nicht an, schiebt Nichtiges vor, lässt Wichtiges liegen, ist abends total unzufrieden und hofft auf die Produktivität und Effizienz am nächsten Tag!

So ein Tag ist es heute für mich. Ob ich dem Nebel Schuld geben soll? Ob ich einfach nicht mehr erwarten soll, von einem Tag wie diesem? Ob ich es mir einfach auch mal erlauben sollte, einen Tag lang im 1. Gang zu fahren? Ja, ich denke, das wär das Beste! Denn auch solche Tage gehen vorüber, auch solche Tage haben einen Sinn ...und der Nebel ist schon ziemlich dicht.

Donnerstag, 5. Januar 2006

Die Herausforderung des Beendes

Nach etwas über drei Jahren als Sozialarbeiter auf einem städtischen Sozialamt tätig habe ich auf Ende Januar 06 gekündet. Ich freue mich auf meine neue Stelle, welche ich ab Februar 06 antreten werden, hab aber im Moment meine Kopf noch voll beim alten Ort.

Da gibt’s noch tausend kleine Pendenzen zu erledigen, Zeugs was ich immer vor mir her geschoben habe muss noch geklärt, versorgt, besprochen und erledigt werden. Ich habe einen hohen Anspruch an mich, meine Dossiers sauber an meinen Nachfolger zu übergeben, zudem alles so abzuschliessen oder zu bereinigen, damit in der Übergangszeit bis dieser kommt meine Stellvertreter möglichst wenig zu tun haben und nicht zuletzt möchte ich, dass meine Klienten möglichst wenig vom Übergang merken. Ich möchte einfach einen guten Eindruck hinterlassen. Wäre es nicht dumm von mir, eine gute Arbeit zu machen und dann wegen eines unüberlegten, schlecht koordinierten Abschlusses den Ruf zu hinterlassen, meine Fälle nicht im Griff gehabt zu haben oder meinen Klienten falsche oder unmögliche Versprechen gemacht zu haben.

Überhaupt scheint „im Griff haben“ ein Dauerbrenner für mich zu sein. Aber nicht im Sinne von halten können, sondern viel mehr im konträren Sinne von „den Griff loslassen“. Das bringt es nämlich auf den Punkt, es fällt mir unheimlich schwer einzugestehen, dass meine Nachfolger „meine“ Klienten mit der selber Professionalität und Menschlichkeit wie ich behandeln werden. Ich erwisch mich, wie ich versuche in meinen Aktennotizen akribisch einzubauen, wo was wie einzuschätzen ist, welcher Klient etwas mehr Rücksicht braucht, welcher Klient ein Schlitzohr ist. Wenn ich ehrlich zu mir bin, dann muss ist feststellen, dass ich diesen Anspruch nicht gerecht werden kann. Ich muss loslassen, denn mein Nachfolger muss so oder so alle meine Klienten wieder neu kennen lernen, erneut ein Vertrauensverhältnis aufbauen, denn das zwischenmenschliche lässt sich nicht in Worten, in wenigen Sätzen einer Aktennotiz festhalten. Zudem muss ich auch lernen, schnell lernen, dass ich meine „Fälle“ nicht abschliessen kann. Nein nicht die Fälle gehen, sondern ich gehe und es wird mir nicht gelingen alle Fälle auf einmal abzuschliessen. Dieser subtile unbewusste Anspruch muss ich mir schnellstens abschminken, denn ich laufe zunehmen Gefahr vor lauter Dingen die ich noch machen möchte am Schluss wirklich noch einen chaotischen Eindruck zu hinterlassen.

Nun ja, ich hab noch drei Wochen und ich werde Euch gerne nach Abschluss meiner Arbeit auf diesem Sozialamt erzählen wie es gelaufen ist. Ich hoffe doch und bin eigentlich überzeugt, dass es bestimmt gut kommen wird. – In diesem Sinne, bis bald!

Donnerstag, 22. September 2005

Burnout – Bin ich gefährdet?

„Jahrzehntelang galt Burnout als typisches Zeichen der Überforderung von Lehrkräften, Krankenpflegern, Sozialarbeiterinnen oder allenfalls Polizisten. Inzwischen belegen wissenschaftliche Studien, dass Burnout unter Managern grassiert und neuerdings auch Politiker betroffen sein können.
Im Rahmen seiner Studie konnte Hans Kernen* einerseits die drei Komponenten von Burnout bestätigen, die aus der Forschung bekannt sind.

Es sind dies:
• Emotionale Erschöpfung, das Gefühl der Überforderung
• Depersonalisierung in der Form einer von Zynismus geprägten Einstellung gegen-über Personen, mit denen man beruflich zu tun hat
• Das Gefühl, nicht mehr leistungsfähig zu sein

Hans Kernen interessiert sich primär für die ressourcefördernden Kräfte, die besonders wirksam sind, um Burnout verhindern zu helfen.

Es sind dies:
• Persönliche Ressourcen: Also das Gefühl, den dauernden Herausforderungen gewachsen zu sein. Dies gilt vorrangig für die Gesundheit. Von grosser Bedeutung ist auch die soziale Unterstützung.
• Arbeitsbezogene Ressourcen: Hier ist unter anderem wichtig, dass das Individuum einen angemessenen Entscheidungs- und Kontrollspielraum hat und die Arbeit ein ausreichendes Lernpotenzial bietet.
• Unternehmensbezogene Ressourcen: Hier sind das Sozialverhalten der Vorgesetzten und das Klima unter Kollegen relevant. Wichtig ist aber auch, dass es weder zu Über- noch zu Unterforderung bei der Arbeit kommt, sondern dass positive Herausforderungen die Leistungserbringung unterstützen.

Bei einem drohenden Burnout gilt es, in einer ersten Phase das soziale Netz - privat wie beruflich - einzubeziehen. In einem zweiten Schritt kann auch nach den Ursachen geforscht werden: Habe ich vielleicht einen zu hohen Ansporn an mich selbst oder liegen eher zu starke Stressoren im Arbeitsfeld vor? In einer dritten Phase kann dann wenn nötig eine Fachperson beigezogen werden.

Verspüre ich bereits Anzeichen?
Klage ich über Kopfweh, Magen-Darm-Probleme, Muskelverspannungen. Bluthochdruck oder Schlafstörungen?

Gehöre ich allenfalls zu folgender Gruppe?
Von besonderer Ironie ist dabei, dass eigentlich nur sehr Engagierte und Leistungsfähige von Burnout betroffen sein können. Menschen also, die daran zu grunde gehen, dass sie die idealistischen Vorstellungen, die sie von ihrer Arbeit haben, über längere Zeit nicht in dem Masse umsetzen können, wie sie das wünschen.“

... Sozialkompetenz ist nicht angeboren

Die Psychologin Hanna Aschenbrenner äussert sich zum Unterschied Sozial-kompetenz und Führungskompetenz. Sie bezeichnet die Sozialkompetenz als Unterkategorie von Führungskompetenz, neben der eigentlichen Fachkompetenz und der Selbstkompetenz wie Flexibilität, Entscheidungsfreude oder Selbstreflexion.
Unter Sozialkompetenzen verstehen wir Fähigkeiten, die wichtig sind in der Beziehung mit andern, wie zum Beispiel kommunikative Fähigkeiten: Zuhören, etwas klar verständlich herüberbringen, auf andere eingehen können oder Konflikt- und Teamfähigkeit.
Sozialkompetenz muss man lernen, man muss sie entwickeln! Wie steht es mit der Sozialkompetenz von Führungspersönlichkeiten. Ist diese genügend? Schon Pesta-lozzi erkannte: Führen hat mit Kopf, Herz und Hand zu tun. Führen kann man aber nur über das Tun lernen: in Trainings, im Alltag, im Coaching. Ohne den Einbezug der Ressource Mensch kann jedoch ein Unternehmen nicht funktionieren. Was sich in der Basis so äussern wird: Mein Chef nimmt mich wichtig, er ist bereit, sich für mich einzusetzen.
Was in der Personalentwicklung mit Schulung in sozialer Kompetenz geleistet wird, nannte man früher einfach Führungsschulung. Weil heute die Mitarbeitenden eigenverantwortlicher und generell anspruchsvoller sind, verstärkt sich der Druck aufs Management. Deshalb braucht es neben einer fundierten Fachausbildung auch eine Ausbildung in Führung.
Und vergessen wir nicht: Der Führungsstil muss zur betreffenden Organisation und zur Aufgabe passen. Mitwirken heisst ja auch, Mitverantwortung zu übernehmen, und das ist nicht von heute auf morgen machbar und auch nicht in jedem Fall möglich.

Donnerstag, 21. April 2005

...angeblich menschenunwürdig

..soll es doch tatsächlich Menschen geben -hier ganz in der Nähe- welche sich nicht dafür hinhalten können, Arbeiten zu verrichten, die zu einem ganzen Arbeitsprozess in der Gesamtheit dazugehören.
Wenn ein Produkt aus Materialien in seiner ganzen Schönheit erschaffen wird, entstehen naturgemäss Abfallprodukte welche entsorgt werden müssen. Zu einem Arbeitsablauf gehört nun mal das zerkleinern und entsorgen von Abfallprodukten und das Aufräumen dazu, wie der Deckel auf die Truhe!
...aber nicht für wohlstandsverwahrloste Individuen, die hier eine menschenunwürdige Arbeit darin sehen.

...Wünsche gestern und heute

Vor 15 Jahren hatten Mittelstufenschüler Wünsche ihrer Eltern für einen erfolgreichen Schulalltag
zusammengetragen.
Die zusammengefassten Wünsche wurden an die Lehrkräfte gerichtet:

- Behandelt die Schüler mit Respekt und Anstand!
- Unterrichtet in kleineren Klassen und bietet Wahlfächer an!
- Habt möglichst viel Geduld und schaut jeden Schüler als etwas Besonderes und Individuelles an!
- Sprecht mehr vom Umweltschutz und tut auch etwas dafür!
- Seid gerecht und unparteiisch!
- Geht mehr auf die schlechteren Schüler ein!
- Bewahrt das Vertrauen in die Jugend!
- Verlang nicht nur das Stoffbüffeln, sondern berücksichtigt auch die kreative Seite eurer Schüler!

Von Schülerinnen und Schülern erwarten wir (Eltern):

- Helft euch gegenseitig mehr und seid zueinander tolerant!
- Seid freundlicher und weniger frech!
- Bleibt überall und auch ausserhalb der Schule anständig und untereinander fair!
- Bringt euren Lehrerinnen und Lehrern Verständnis entgegen und ärgert sie nicht!
- Macht im Unterricht gut mit und arbeitet gewissenhaft und fleissig!
- Unterstützt die Lehrkräfte mit eigenen Ideen!
- Neben eurer Freizeit ist die Schule ebenso wichtig!
- Zeigt euer Interesse und habt Respekt und Achtung vor euren Lehrern!
- Geniesst euren Schulweg!

... ist heute die Schulsituation anders?

Samstag, 23. Oktober 2004

Buchtipp

"...wüchsen die Kinder fort, wie sie sich andeuten, wir hätten lauter Genies" (Goethe).
"Sie wachsen nicht so fort. Das Potential ist in frühen Lebensjahren verschwenderisch, aber nicht alle Versprechen der Natur werden eingelöst. In der Pubertät werden Millionen Synapsen eingeschmolzen, das menschliche Gehirn kann sie nicht alle brauchen. Der Erfinder Artur Fischer weist die Schuld der Schule zu: 'Kinder stecken voller Ideen. aber nach ein paar Schuljahren ist es vorbei damit, weil man sie in ein Korsett presst, das ihnen nicht liegt' " (Elschenbroich).
Wie viel Bildung schulden wir unseren Kindern?
Was sollte ein Kind vor seiner Einschulung erlebt haben? Womit sollte es wenigstens in Berührung kommen?
Donata Elschenbroich geht in ihrem Buch Weltwissen der Siebenjährigen auf vielschichtige Lebenspraktiken ein, welche Kinder im Vorschulalter auf verblüffende Weise erlernen. Der Autorin ist es gelungen dem Leser einen umfassenden Einblick zu gewähren in Erlebnisse aus der Kinderwelt, welche unsere Kleinsten auf das Leben in einer veränderten Welt vorbereiten.

Donata Elschenbroich
Weltwissen der Siebenjährigen
Wie Kinder die Welt entdecken können
Goldmann-Verlag, 2002

Sonntag, 19. September 2004

Heute Morgen auf dem Amt...

Montag früh 9h. Frau S. kommt überpünktlich zu unserem Treffen. Vor wenigen Wochen wurde eine IV-Rente verfügt. Nun unterstützte ich sie bei der Klärung von BVG-Ansprüchen und einer allfälligen EL-Anmeldung. Bis es soweit ist, wird ihre finanzielle Existenzgrundlage durch die Sozialhilfe gesichert. – Nach 30 Jahren zuverlässiger Arbeit als qualifizierte Arbeitnehmerin ist sie in der Folge einer Herzoperation körperbehindert. Die Behinderung ist das Resultat zweier Kunstfehler, sowie falscher Medikamente während der Heilungsphase. Frau S. kann nicht gerade laufen, hat chronische schmerzen und ist auf eine Fülle starker Medikamente angewiesen. Beim gehen, schleppt sie eines ihrer Beine hinter sich her und erweckt den Anschein, dass sie jeden Moment umfallen könnte. Doch sie ist stark und hat seit Beginn dieser tragischen Geschichte steht die Offensive gewählt. Sie hat mir Ärzten und der IV gekämpft, hat sich mit einer Flut von Medizinbüchern eingedeckt und sich bezüglich ihres Leidens schlau gemacht. Heute muss man ihr gar nichts mehr vormachen. Das betont Frau S. auch immer wieder und wenn sie es sagt funkeln ihre Augen auf eine fast etwas schelmische Art und Weise. Überhaupt hat sie es geschafft, stets optimistisch zu bleiben und Freude zu verbreiten. Bemerkenswert!
Ich war überrascht als sie mir heute erzählte, dass sie von ihrem Nachbarn ferntherapiert würde. Das sei einerseits ein angenehmes Gefühl, welches ihre Beine zum chribeln bringe, andererseits bekomme es ihrem Herzen gar nicht gut. Überhaupt wolle sie ohne ihre Einwilligung nicht therapiert werden. Das Ganze hätte am 8. Juli 04 begonnen. Zu beginn hätte sie gar nicht gewusst was da mit ihr passiere. Doch auf einmal sei ihr aufgefallen, dass vibrierende Geräusche aus der Wohnung des Nachbar zu hören gewesen seinen. Schnell habe sie gemerkt, dass diese Geräusche mit ihrem chribeln zusammenhängen müssen. Sie habe dann versucht mit dem Nachbarn, einem Deutschen Kontakt auf zu nehmen. Doch habe er ihr die Türe nie geöffnet und auch ihre Zettel, welche sie an die Türe gehängt habe blieben unbeantwortet. Dies bis gestern. Auf einmal habe es geläutet und dieser Nachbar sein vor der Türe gestanden. Er sei ausserordentlich freundlich gewesen, habe sie umgehend gefragt, an was sie den leide und bat sie nach den Röntgenbildern. Diese habe sie ihm auch gegeben und sie hätte gemerkt, dass er vom Fach sein müsse. Danach sei er durch die Wohnung gelaufen und habe alles genau angeschaut. Als er ins Schlafzimmer geschaut hätte, sei es ihr dann aber zuviel geworden und sich gesagt, jetzt aber raus mit diesem jungen Mann. Frau S. weiss auch, dass der Nachbar nur ihre Wohnung besichtigt habe um gezielter die Therapie an zu wenden. Diese Befürchtung habe sich auch bestätigt, da die Therapie wieder begonnen habe, kaum war der Nachbar wieder in seiner Wohnung.

Das Ganze kam mir dann doch etwas suspekt vor. Nicht zuletzt war ich auch der Meinung, dass es nicht sein kann, dass jemand ohne Einwilligung Einfluss auf andere nehmen darf. Ich versuchte ein wenig genauere Infos über diesen Mann ausfindig zu machen. Ich fand raus, dass er als Wissenschafter tätig ist und aus Deutschland in die Stadt gekommen ist. Ich fand aber auch raus, dass der benannte Mann vor rund einem Monat verstorben ist…

Gut 10% meiner Klienten leiden an schizophrenen und/oder paranoiden Episoden. Aus verschiedensten Gründen, die einen seit Geburt andere mutmasslich verursacht durch kritische Lebensverläufe, Krankheiten oder Sucht. Ursachen sind bestimmt sehr vielfältig, doch glaube ich Gründe in der modernen Gesellschaft mit all der Pluralität, Individualität und Multioptionen finden zu können. Doch ist es bestimmt kein neues Phänomen über Häufigkeit sollte man sich aber bestimmt Gedanken machen.

ÜBRIGENS: „Schizophrene“ Menschen sind keine dumme Menschen. Ich hab vielmehr den Eindruck, dass eher kreative und intelligente Menschen mit Weitblick mit solchen Herausforderungen zu kämpfen haben. Und Schizophrenie ist HEILBAR!

Mittwoch, 15. September 2004

„Das git 2 Stund Zuesatzarbet!“

...oder „über den Umgang mit ‚körperlicher Ertüchtigung’ auf einer Gruppe für verhaltensauffällige, (teils) schwererziehbare, milieugeschädigte Buben von 11-16 Jahren“

Wie oft dachten wir schon ‚Ach, mach doch was du willst’, wenn der 12-jährige Franz* wieder einmal (verbal) massiv über die Stränge geschlagen hat, sich faul auf sein Bett setzt und nichts macht („Ich hann kai Luscht…“) anstelle seines Ämtlis – und dies so an uns hängen bleibt, denn schliesslich kommen am Morgen noch die Gäste zu Kafi & Gipfeli, da sollte der Tisch doch bitte sauber sein. Oder für die Sozialpädagogin ist am Freitag (!) erst um 20.30Uhr anstatt 18Uhr Feierabend + Wochenende, da sich der Franz schlichtweg verweigert und keinen Grashalm Jät zupft, das er als Wochenaufgabe erhalten hatte. Dem Sepp rutscht im Wutanfall der Finken aus der Hand und – schwupps, geht die Fensterscheibe zu Bruch, welche der Gärtner und Alleskönner (= Allrounder) des Betriebs wieder flicken muss. Der nächste soll mittels Unterschrift wählen, ob er in Zukunft sich doch am Schulunterricht beteiligen will oder ob er stattdessen die Alternative wählt – und diese wäre (im genauen Wortlaut) „körperliche Ertüchtigung“. In fact heisst es in diesem Falle zum Beispiel: im Stall bei den Kühen helfen, Holz ‚biige’, Kartoffeln auflesen, heuen bei brütender Hitze (das ist dann allerdings ohne Absicht), dem Gärtner helfen, das Doppelte jäten, Swimmingpool-Graben schaufeln, oder sonst irgendetwas, das im Idealfall noch etwas mit der konkreten vorausgegangenen problematischen Situation zu tun haben sollte. Na dann viel Spass bei der Planung, denn es gibt da ja noch ein Tagesämtli (= das übliche, alltägliche Saubermachen), das erwähnte Wochenämtli, das Rüsten welches gerade diese Woche unserer Gruppe zufällt, plus die vielen Kleinigkeiten, die auch noch gemacht werden müssen.
Es ist sinnvoll und gut (die Erleichterung über diesen Fundus an Möglichkeiten wird einem als neustes Teammitglied schnell bewusst), diverse Konsequenzen quasi aus dem Stegreif aussprechen zu können, wenn es die Jungs wieder einmal geradezu darauf angelegt haben, mittels Provokationen unsere Toleranz- und Geduldsgrenze zu testen. Nur – wirkt mit der Zeit für diese Kinder und Jugendlichen nicht nur schon allein das Wort „Arbeit“ abschreckend? Klar, den späteren Beruf, die spätere Arbeitsstelle, die sie hoffentlich finden werden, können sie (hoffentlich) selber wählen, aber trotzdem. Auch hier ist Leistung gefragt. Und irgendwann macht es dann nicht mehr ein anderer früher oder später, sondern es kommt ganz allein auf sie selbst an. Nächste Frage: werden Franz, Sepp und die anderen eines Tages vielleicht immun gegen Konsequenzen, auch wenn sie mit viel körperlicher Arbeit zu tun haben, weil sie sich mit der Zeit (und den Jahren, die sie schon im Kinderheim sind) daran gewöhnt haben? Der Vorwurf eines noch nicht 14-Jährigen, das sei ja Kinderarbeit, das sei verboten („So wie diä in Indie mit dä Fuessbäll“…), mag lächerlich erscheinen im gesamten Zusammenhang, darüber nachdenken (und sich positionieren) muss man wohl, wenn ein neues pädagogisches Konzept entwickelt wird.

… und so bleibt einem an der eh schon vollgepackten Teamsitzung nichts anderes übrig, als konstruktiv an weiteren, neuen, pädagogisch vertretbaren Lösungsansätzen (sprich: Konsequenzen) herumzutüfteln, wie wir diesen Knaben im Falle eines Falles begegnen, sodass – objektiv gesehen - keine Partei das Nachsehen hat und auch die anderen Buben, die unsere Aufmerksamkeit beanspruchen, nicht vergessen gehen.

alcastella

Verein ehemaliger Studierender der FHS Soziale Arbeit St. Gallen

Willkommen

Willkommen Es würde uns freuen, wenn Besucher dieses Weblogs sich mit Beiträgen beteiligen würden. Der Weblog steht alles registrierten twoday.net Mitgliedern offen.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Aktuelle Beiträge

Klingt auf jeden Fall...
Klingt auf jeden Fall gut :)
Franka80 - 30. Okt, 12:28
Ja, dem möchte ich mich...
Ja, dem möchte ich mich gern anschließen :)
Franka80 - 30. Okt, 12:27
Wow, das klingt nach...
Wow, das klingt nach viel Arbeit, aber nach nach vielen...
Cany (Gast) - 27. Aug, 14:01
Hey, das klingt aber...
Hey, das klingt aber gut. Habe mal in einer ähnlichen...
sunnystar (Gast) - 27. Aug, 13:45
Danke!
Erinner mich gern an das Fest zurück! War sehr schön....
Susie (Gast) - 16. Jul, 11:03

Status

Online seit 7436 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 30. Okt, 12:28

Credits


aufgeschnappt
aus dem Berufsalltag ...
bitter
geblochert
kultur und soziales
revival society
sozialpolitik
was es nicht alles gibt
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren