Im Bau- und Industriegewerbe sind es die Schutzkleider, Helme, Staubmasken oder Gehörschütze, die vor gesundheitsschädigenden Einflüssen präventive Wirkung zeigen. In unseren "Berufungen" gibt es keine schweren Schweissbrillen, Schnittschutzhosen oder gar Stahlkappenschuhe welche uns vor "Schadhaftem" schützen können.
Wir wenden mehr oder weniger erfolgreich, die hohe Kunst der Kommunikation an um dem "Übel" entgegentreten zu können. Als Stichwort wäre hier Supervision zu erwähnen und kann als Schuzbekleidung für Sozis genannt werden. Wie merkt nun aber der gestresste, immer präsente "Berufs-Helfer", wann er von Supervision gebrauch machen soll???
anders - 26. Aug, 21:54
Letzte Woche wurde mir von einem Klient ein Küngel angeboten. Er (der Klient) rief an, nachdem er mir beim Erstgespräch von seinem Kaninchenstall und seiner Wachtelzucht erzählte, dass er soeben frisch gemetzget habe und er für mich ebenfalls ein Kaninchen in Einzelteile zerlegt habe. Um ihn nicht zu brüskieren entschied ich mich das Angebot anzunehmen, bestand jedoch darauf, es zu bezahlen. Ich solle doch am Feierabend bei ihm zuhause vorbeifahren und den Küngel holen. Bei Eintritt in die Wohnung wurde mir etwas mulmig, wobei ich nicht genau wusste, worauf das zurückzuführen war. War es die körperliche Grösse des Klienten? Ein fünfzigjähriger, alleinstehender Mann? Ich kannte den Mann noch nicht so gut. Die Anonymität des Hochhauses? Wir befanden uns im 4. Stock. Ich betrat die Wohnung, die Küche, hörte mir die Details des Metzgen an und allmähliche legte sich meine Unsicherheit. Erleichtert nahm ich den präparierten Hasen unter dem Arm, bedankte und verabschiedte mich. Erst draussen wurde mir so richtig bewusst, dass ich mich etwas fürchtete. Ich als junge Sozialarbeiterin, besuchte einen Klienten zuhause, was grundsätzlich viel zur Vertrauensbildung beitrug und ich ohne weiteres verantworten kann. Trotzdem überlegte ich mir, ob es fahrlässig gewesen war. Hätte ein Übergriff passieren können? Oder war meine Angst nur unverhältnismässig? War die kürzlich in den Medien erschienene Nachricht des erschossenen Sozialvorsteher noch zu präsent? lch kannte den Klient noch nicht besonders gut. Im Nachhinein schämte ich mich meiner Ängste wegen, da es der Mann mit seiner kleinen Kaninchenfarm von Herzen aufrichtig und gut gemeint hat. Das Kaninchen brachte ich meiner Mutter, welche sowohl eine grosse Kühltruhe als auch bessere Kochkünste aufweist!
Ich hatte noch nie so rasch ein Vertrauensverhältnis zu einem Klienten aufgebaut ...
whynot - 12. Apr, 13:38