Dienstag, 20. Dezember 2005

Es blochert oder löwenbergt

Die Väter von beiden lebten im Kanton Zürich als angesehene Pastoren,
der eine spricht hemdsärmlig, der andere mehr für empfindsamere Ohren.

Der eine bleibt auch als Bundesrat weiterhin effektiv Guru der SVP,
seinem neoliberalen Denken tun alle staatlichen Vorschriften weh;

der andere glaubt als feinfühliger und überzeugter Sozialdemokrat,
dass der Staat den Schutz der Schwachen als Haupt- Aufgabe hat.

Der eine brachte es angeblich dank seiner Tüchtigkeit zum Milliardär,
der andere kommt nicht nur punkto Finanzen etwas bescheidener daher.


„Der Staat hat auch heute noch als zentrale Aufgabe dafür zu sorgen,
dass alle Menschen, Tiere und Pflanzen nicht nur heute, auch morgen
in diesem Lande menschen-, tier- und pflanzengerecht können leben:
Dafür muss es soziale Einrichtungen und Naturschutzgesetze geben.“


„Nein, der Staat hat sich lediglich um Ruhe und Ordnung zu kümmern
und für die Wirtschaft sehr günstige Rahmenbedingungen zu zimmern:
jeder soll selber über Anzahl PS und Tempo auf Strassen entscheiden,
der Bund soll tunlichst jede Lenkung auf diesem Gebiete vermeiden.

Die Natur wollen auch in Zukunft diverse grüne Fanatiker schützen,
doch von mir aus muss diese nur der menschlichen Entfaltung nützen.
Der bisherige Umweltschutz muss nun dem Diktat des Stärkeren weichen,
wir stellen für freie Fahrt auf den Strassen statt auf Schienen die Weichen.

Das Verbandsbeschwerderecht und ähnliche überholte Bremser-Gebilde
müssen verschwinden, es herrsche Freiheit für die Unternehmer-Gilde!
Die wissen nämlich wohl, was gut ist für die Bewohner unserer Schweiz,
denn sie schaffen neue Arbeitsplätze und damit Einkommen allerseits.“


„Mit Empörung stelle leider seit etlichen Jahren ich immer wieder fest,
dass ein Unternehmen ums andere stets aufs Neue Mitarbeiter entlässt
und von den noch Verbleibenden immer grössere Leistungen abverlangt,
sodass heutzutag’ in der Schweiz fast jeder um seinen Arbeitsplatz bangt.

Da muss doch einfach der Staat regulierende Massnahmen treffen,
damit auch ein Arbeitsloser auf ein menschliches Leben kann hoffen.
Dafür benötigt man vor allem Geld von denen, die sehr viel besitzen,
und nicht von Wenig-Verdienern, die vor lauter Existenzangst schwitzen.“

„Ach Quatsch, unserem Staate fehlt heute vor allem das Geld,
weil jeder Simulant und Nichtsnutz gross Unterstützung erhält.

Es sollen doch einfach nicht alle Schweizer wie die Herren leben wollen,
denn seit Jahren schöpft bekanntlich der Staat nicht mehr aus dem Vollen.
Man muss in unserer Gesellschaft wieder klare Unterschiede erkennen
zwischen den Habenichtsen und solchen, die Millionen ihr eigen nennen.

Die nichtsnutzigen, faulen Typen sollen ruhig wieder zittern;
mag unser Reichtum sie neidisch machen, ja sogar erbittern:
Wir haben unser Geld durch unermüdliche Arbeit erworben,
uns reut es für kriminelle Asylanten und arbeitsscheue Horden.

Überall sind Menschen, seit Ostblock und Kommunismus verschwunden,
jetzt nur noch an ein einziges, gottgegebenes Wertesystem gebunden:

Die freie Marktwirtschaft bildet die einzige Ordnung der Gesellschaft,
die eine wirtschaftliche Entwicklung weltweit wieder möglich macht.

Die Zeiten sind vorbei, in denen man ordnerweise Gesetze geschaffen,
welche die Arbeit der Reichen mit progressivem Steuersatz bestrafen!
Denn es lohnt sich für jene dann nicht mehr, ihre Kräfte zu entfalten,
zahlt man so viel für alle Arbeitnehmer sowie für die Kranken und Alten.

Würde man hingegen die Reichen nur noch mit milden Steuern belegen,
so wär’ das im Endeffekt für die ganze Gesellschaft ein riesiger Segen:
Dann würden wir Gutbetuchten grosszügig den Armne im Lande spenden,
sofern sich diese ehrfurchtsvoll, bescheiden und demütig an uns wenden.

Lässt man in der Schweiz die Tüchtigen ungehindert schalten und walten,
dann können sich diese dabei nutzbringend zum Wohle aller entfalten:
Sie investieren in die Industrie, vergrössern so das Bruttosozialprodukt,
das für ein zurechtgestutztes Sozialsystem genug Geld noch ausspuckt.“

Die Swisscom scheffelt seit Jahren ununterbrochen riesige Gewinne:
Da ist es doch gopfridschtutz überhaupt nicht im kapitalistischen Sinne,
dass nebst den privaten Aktienbesitzern auch der Staat noch profitiert,
drum wird ab sofort die Angst vor einem Crash nun tüchtig geschürt

um schnellstmöglich den Bund von diesem Klumpen-Risiko zu befreien
und die Anhänger dieses Staatskaptalismus recht tüchtig zu entzweien.
Und die Moral:

Geniessen Blocher und seine neoliberalen Gehilfen weiterhin freie Fahrt,
dann wird im Sozialen und in Sachen Umwelt halt noch mehr gespart:
Griffiger Umweltschutz und angstfreies menschliches Leben für alle ade,
denn das kümmert diese Typen nicht, ist für sie von gestern nur Schnee!

alcastella

Verein ehemaliger Studierender der FHS Soziale Arbeit St. Gallen

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