Sonntag, 12. Dezember 2004

Sozialhilfe und der Nutzen Sozialer Arbeit

Die Arbeit auf einem Sozialamt ist vielseitig, hektisch, interessant und politisch. Besonders in der Weihnachtszeit scheinen die Medien ein reges Interesse an Sozialhilfe, Armut und Einzelschicksalen zu haben. So der Fall in Zürich, wo eine Familie zu scheinbar unverhältnismässig hohen Kosten in ein Hotel "platziert" wurde. Aber auch andere Schicksale werden immer wieder medienwirksam in Szene gesetzt. Die Familie die kaum genug zum Leben hat, die es sich nicht mehr leisten kann, Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Die Working poors, die trotz hohem Engagement nicht genügend Einkommen erzielen um für den Lebensunterhalt ohne ergänzende Sozialhilfe auszukommen. Andererseits werden steigende Kosten in der Krankeversicherung, teurer Wohnraum, hohe Kosten der Grundnahrungsmittel oft an der Pranger gestellt und als Ursache für steigenden Kosten im Sozialwesen allgemein genannt. Weiter ist der kalte politische Wind spürbar, der auf die hohen Kosten des Sozialwesens aufmerksam macht und Lösungen fordert.
All diesen Problemen müsste die Sozialhilfe im allgemeinen und die Sozialarbeiterin im direkten Klientkontakt gerecht werden. Ein schmaler Grat und eine hohe Herausforderung. Und trotzdem nicht unlösbar! Nicht lösbar in dem Sinne, dass man es "allen" recht machen kann, doch will man das ja vielleicht gar nicht. Vielmehr machen diese komplexen und polarisierenden Umstände deutlich, wie sehr das Sozialwesen Professionalität bedarf. Vielleicht mehr als in Bereichen wo Professionalität als selbstverständlich anerkannt ist. Und um dieser Professionalität gerecht zu werden gibt es meiner Meinung nach so etwas wie Soziale Arbeit. Was mich erstaunt ist aber der Umstand, dass gerade in diesen kostenintesiven Zeiten die Soziale Arbeit in der Sozialhilfe in Frage gestellt wird. Es wird auf kurzfristige Kosteneinsparungen gepocht, darauf aufmerksam gemacht, dass jeder zusätzlich eingestellte Sozialarbeiter automatisch mehr Kosten verursacht und in kurzfristig hineininterpretierter Kausalität geschlussfolgert, dass Einsparungen in der Sozialhilfe dadurch bewerkstellt werden, indem Sozialarbeiterinnen durch Verwaltungsangestellte ersetzt werden könnten.
Eine dumme und falsche Interpretation und Soziale Arbeit kann gut sein wie sie will, solche Schlussfolgerungen wird es immer geben. Viel mehr erstaunt bin ich, dass "wir" uns in solchen Situationen nicht stärker politisch engagieren, nicht mehr auf die Zusammenhänge hinweisen, nicht mehr verdeutlichen, dass kurzfristige Sparmassnahmen massiv in die Hosen gehen können und gerade in schwirigeren Zeiten Beratung, Untersützung, Hilfe und Coaching ausserordentlich wichtig ist. Ebenfalls fände ich es wünschenswert, wenn sich die Sozialarbeiterin ebenfalls zur politichen Dimension vom Armut, Working poor, Wirtschaftsflaute, Arbeitslosigkeit äussern würde. Denn ich habe die feste Überzeugung, dass wir hier etwas sagen könnten und vor allem auch etwas sagen müsste.
Ich appelliere hier für eine - auch - politisch aktive Soziale Arbeit, welche Standpunkten aller politischen Lager anhört und als Experten des Sozialwesens dazu Stellung beziehen und auf mögliche Lösungen aufmerksam macht.

alcastella

Verein ehemaliger Studierender der FHS Soziale Arbeit St. Gallen

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