sozialpolitik

Donnerstag, 22. September 2005

Jugendliche auf dem Sprung ins Erwerbsleben

Mit diesem Inhalt begegnete mir an der Diplomfeier im März 05 eine interessante, sehr übersichtlich gestaltete und beeindruckende Arbeit eines Sozialpädagogen.
Daraus eine Kernaussage:
Die Berufsfindung heute für Jugendliche mit Defiziten ist mit etlichen Schwierigkeiten verbunden. Die Risikofaktoren zur Suchtentwicklung und damit zu einem sozialen Abstieg sind hauptsächlich:

-Missbrauchserfahrungen
-Suchtmittelkonsumierende Eltern
-Die Empfänglichkeit für Einflüsse von Gleichaltrigen
-Schlechte Vorbilder in Familie und Freundeskreis, die normbrechendes Verhalten zeigen
-Negative Einstellung zu Lehrern und Schule, häufige Absenzen
-Negative Einstellung zur eigenen Familie und /oder Trennung der Eltern
-Passives, strukturloses Freizeitverhalten
-Schwierigkeiten, die eigenen Gefühle angemessen wahrzunehmen und auszu-drücken

Besondere Schutzfaktoren dagegen können dem Jugendlichen Halt bieten und zu einer gefestigten Persönlichkeitsentwicklung beitragen:

-normative Überzeugungen
-Bereitschaft, persönliche Verpflichtungen einzugehen
-Soziale Unterstützung, gutes Familienklima, angemessene elterliche Kontrollen
-Interesse für die Aktivitäten der Jugendlichen
-gute Schulleistungen
-hoher Selbstwert, hohe soziale und kognitive Kompetenz
-enge Bindungen an wichtige Bezugspersonen
-eine anfänglich hoch strukturierte Umgebung mit klaren Verpflichtungen
-und sukzessiven Kompetenzenaufbau

Zum Thema: Zu wenig Lehrstellen, zu schlechte Lehrlinge veröffentlichte der TA im Januar 05 Leserbriefe, die mit träfen Darstellungen von Erfahrungen mit Jugendlichen die Diplomarbeit quasi „bebildern“.

-Der persönliche Stil der Jugendlichen lässt häufig sehr zu wünschen übrig. Zu viele von ihnen lassen Verhaltens- und Umgangsformen vermissen, die für die angebotenen Stellen zu den Grundvoraussetzungen gehören.

-Unsere Kinder brauchen Eltern, die ihre Erziehungsverantwortung ernst nehmen und nicht einfach an Betreuungsinstitutionen delegieren. Erziehen heisst führen, lenken, Orientierung geben. Kinder, die sich sicher und gehalten fühlen, können sich viel besser auf den Schulstoff konzentrieren und lernen besser. Betreuen hingegen ist nicht gleich erziehen. Erziehen ist schwierig und bringt weder Geld noch Lorbeeren.

-Wann endlich werden Lehrer ausgebildet, die Schüler als Moderatoren begleiten und gruppenweise zum selbständigen Handeln beim Lesen, Rechnen, Musizieren anregen. Die Industrie verlangt Lehrlinge, die gelernt haben, selbständig zu arbeiten und Entscheidungen zu treffen. Sie braucht Lehrlinge, die nicht überbetreut werden müssen.

Sonntag, 12. Dezember 2004

Sozialhilfe und der Nutzen Sozialer Arbeit

Die Arbeit auf einem Sozialamt ist vielseitig, hektisch, interessant und politisch. Besonders in der Weihnachtszeit scheinen die Medien ein reges Interesse an Sozialhilfe, Armut und Einzelschicksalen zu haben. So der Fall in Zürich, wo eine Familie zu scheinbar unverhältnismässig hohen Kosten in ein Hotel "platziert" wurde. Aber auch andere Schicksale werden immer wieder medienwirksam in Szene gesetzt. Die Familie die kaum genug zum Leben hat, die es sich nicht mehr leisten kann, Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Die Working poors, die trotz hohem Engagement nicht genügend Einkommen erzielen um für den Lebensunterhalt ohne ergänzende Sozialhilfe auszukommen. Andererseits werden steigende Kosten in der Krankeversicherung, teurer Wohnraum, hohe Kosten der Grundnahrungsmittel oft an der Pranger gestellt und als Ursache für steigenden Kosten im Sozialwesen allgemein genannt. Weiter ist der kalte politische Wind spürbar, der auf die hohen Kosten des Sozialwesens aufmerksam macht und Lösungen fordert.
All diesen Problemen müsste die Sozialhilfe im allgemeinen und die Sozialarbeiterin im direkten Klientkontakt gerecht werden. Ein schmaler Grat und eine hohe Herausforderung. Und trotzdem nicht unlösbar! Nicht lösbar in dem Sinne, dass man es "allen" recht machen kann, doch will man das ja vielleicht gar nicht. Vielmehr machen diese komplexen und polarisierenden Umstände deutlich, wie sehr das Sozialwesen Professionalität bedarf. Vielleicht mehr als in Bereichen wo Professionalität als selbstverständlich anerkannt ist. Und um dieser Professionalität gerecht zu werden gibt es meiner Meinung nach so etwas wie Soziale Arbeit. Was mich erstaunt ist aber der Umstand, dass gerade in diesen kostenintesiven Zeiten die Soziale Arbeit in der Sozialhilfe in Frage gestellt wird. Es wird auf kurzfristige Kosteneinsparungen gepocht, darauf aufmerksam gemacht, dass jeder zusätzlich eingestellte Sozialarbeiter automatisch mehr Kosten verursacht und in kurzfristig hineininterpretierter Kausalität geschlussfolgert, dass Einsparungen in der Sozialhilfe dadurch bewerkstellt werden, indem Sozialarbeiterinnen durch Verwaltungsangestellte ersetzt werden könnten.
Eine dumme und falsche Interpretation und Soziale Arbeit kann gut sein wie sie will, solche Schlussfolgerungen wird es immer geben. Viel mehr erstaunt bin ich, dass "wir" uns in solchen Situationen nicht stärker politisch engagieren, nicht mehr auf die Zusammenhänge hinweisen, nicht mehr verdeutlichen, dass kurzfristige Sparmassnahmen massiv in die Hosen gehen können und gerade in schwirigeren Zeiten Beratung, Untersützung, Hilfe und Coaching ausserordentlich wichtig ist. Ebenfalls fände ich es wünschenswert, wenn sich die Sozialarbeiterin ebenfalls zur politichen Dimension vom Armut, Working poor, Wirtschaftsflaute, Arbeitslosigkeit äussern würde. Denn ich habe die feste Überzeugung, dass wir hier etwas sagen könnten und vor allem auch etwas sagen müsste.
Ich appelliere hier für eine - auch - politisch aktive Soziale Arbeit, welche Standpunkten aller politischen Lager anhört und als Experten des Sozialwesens dazu Stellung beziehen und auf mögliche Lösungen aufmerksam macht.

Mittwoch, 25. August 2004

Eigentlich klar, oder doch nicht !??

Eigentlich ist es für mich sonnenklar, dass es beim vierten Versuch klappt und die Schweiz eine Mutterschaftsversicherung bekommt? Doch noch immer sind skeptische Stimmen hörbar, noch immer lassen Gegner-Gremien von sich hören. Der Beobachter schreibt zu Recht, dass der aktuelle Zustand in der Schweiz in Europa "einmalig schlecht" ist. Und bei der Mutterschaftsversicherung handelt es sich um nur ein Mittel, den Anliegen einer Familienpolitik Rechnung zu tragen. Gottseidank hat die Wirtschaft nun erkannt, dass es sich nicht "nur" für die Frauen lohnt. Trotzdem lässt mich die bevorstehende Abstimmung bangen. Im allgemeinen Spardruck, in der aktuell immer wieder gerne thematisierten Krise der Sozialwerke ein neues auf die Beine zu stellen ... ist die politische Zeit reif dafür? Ja, ich finde schon; denn nur so kann gewährleistet werden, dass Kinder nicht Armut bedeuten müssen, nur so kann dem Geburtenrückgang etwas entgegen gehalten werden und nur so kommen die Frauen innerhalb der Sozialversicherungen der Gleichstellung der Männer näher. Für mich ist es eigentlich klar, sonnenklar ...

Mittwoch, 28. April 2004

Keine Hilfe für Asylsuchende

Ich bedaure die Massnahmen im Asylbereich, die für tausende von Menschen schmerzhaft sind und die Kantone vor unlösbare Probleme stellen.
Im Rahmen des Sparprogramms 2003 hat das Parlament entschieden, auch im Asylbereich den Rotstift anzusetzen. Der Bundesrat wurde deshalb zu Massnahmen gezwungen, die ab 1. April in Kraft getreten sind.
Damit wird eine Grosszahl von „Papierlosen“ geschaffen. Wieder einmal mehr werden Sparmassnahmen auf dem Buckel der Schwächsten ausgetragen, welche sich mittelfristig kontraproduktiv auswirken. Die Sozialpolitiker müssen sich in den Kantonen für Lösungen einsetzen, um die schmerzhaften Folgen und die Armut aufzufangen.
Konkret: Nach einer Frist von 10 Tagen nach einem Nichteintretensentscheid erhalten Asylsuchende keinerlei Sozialhilfe mehr – es sei denn, die Kantone würden diese übernehmen. Da dies aufgrund der finanziellen Situation in den Kantonen aber kaum der Fall sein wird und die meisten verfolgten Menschen nicht in ihr Heimatland zurückkehren können, bedeutet dies, dass tausende von Menschen weder ein noch aus wissen und in die Illegalität gedrängt werden.
Es ist humanitär nicht annehmbar, dass diese Personen sich selber überlassen werden und damit hilflos ausgeliefert sind. Inakzeptabel ist die ignorierte Informationspflicht an betroffene Personen und an soziale Organisationen die mit Asylsuchenden arbeiten. Es ist aber unbedingt nötig, dass die Behörden Betroffene informieren und rechtliche Beratung, erste Hilfe im medizinischen Bereich und Rückkehrhilfe ins Heimatland oder einen sicheren Drittstaat gewährleistet sind.

Samstag, 31. Januar 2004

Fürchte Dich nicht vor dem langsamen Vorwärtsgehen - fürchte Dich nur vor dem Stehenbleiben.

Auch wenn der chinesische Dichter wohl recht hat damit, werde ich doch oft ungeduldig und muss feststellen, dass unser sozialpolitisches Vorwärtskommen ins Stocken gerät, dass nach meinem Empfingen gar Rückschritte drohen. In unserer täglichen Arbeit sind wir mit eben dieser Entwicklung in der Schweiz konfrontiert. Vor einigen Jahren wurde immerhin noch darüber diskutiert, ob die SKOS-Richtlinien allgemeinverbindlich erklärt werden sollen, da damals eine Umfrage ergab, dass 68% aller Gemeinden den Empfehlungen der SKOS entsprechen. Für einen Grossteil der Kantone waren sie sogar bereits verbindlich. Nicht so im Kanton St. Gallen! Hier haben die Gemeindepräsidenten im März 2002 eine 5%-ige Kürzung des GB I und den Wegfall des GB II empfohlen. Leider fehlte damals dem St. Galler Regierungsrat der Mut, die SKOS-Richtlinien allgemeinverbindlich zu erklären. Wir alle kennen die Zahlen, wir alle erleben täglich dass eine gekürzte bzw. eingeschränkte Sozialhilfe nur das Überleben sichert, nicht aber eine wirkliche soziale Teilhabe ermöglicht.

Holen wir uns bei den kommenden Regierungs- und Kantonsratswahlen die Mutlosigkeit von 2002 in Erinnerung ... !

alcastella

Verein ehemaliger Studierender der FHS Soziale Arbeit St. Gallen

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